Vor zig Jahren hat am Sachsenplatz ein Gastronom ein Lokal mit der Überlegung übernommen, dass er mit jenen Bauarbeitern, die auf dem Nordwestbahnhofgelände einen neuen Stadtteil errichten werden, ins Mittagsgeschäft kommen könnte. „Das war 1982. Der Gastronom ist bereits verstorben, das Lokal gibt es seit Jahren nicht mehr“, erinnert sich der Brigittenauer Bezirksparteiobmann LAbg. Gerhard Haslinger vor dem Hintergrund der neuerlichen Präsentation des Stadtentwicklungsgebietes „Nordwestbahnhof“ durch die Wiener Stadtregierung.
Jenen Menschen, die schon seit Jahrzehnten im Bezirk wohnen, zeichnet die freudige Berichterstattung über den neuen Stadtteil „Nordwestbahnhofgelände“ maximal ein müdes Lächeln ins Gesicht. Immer kurz vor der Wien-Wahl wird mit Medienrummel das Stadtentwicklungsgebiet neu präsentiert.
Schon im Jahr 2010 (siehe https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20100914_OTS0024/informationszentrum-nordwestbahnhof-mit-aussichtsplattform-in-betrieb) wurde das Informationszentrum mit Aussichtsplattform eröffnet, schließlich sollten die Baufortschritte von der Bevölkerung aus nächster Nähe beobachtet werden können, da bereits 2012 die ersten beiden Hochhäuser im Bereich der Stromstraße errichtet sein sollten. Bis 2018 sollte dann der Bereich bis zur Taborstraße bebaut und 2025 alles fertig sein! (siehe https://www.diepresse.com/599492/nordwestbahnhof-wiens-letztes-grosses-zukunftsgebiet#slide-6
Der aktuelle Zustand ist allerdings folgender: Die Aussichtsplattform wurde nach Jahren wegen Einsturzgefahr wieder abgebaut und das Informationszentrum aufgelassen. Das Gebiet ist nach wie vor für alle Verkehrsteilnehmer undurchlässig und bisher wurde nicht ein einziges Objekt am NWB-Gelände errichtet. 2019 sollte auch mit dem Bau zweier Hochhäuser, die nicht direkt am Gelände, sondern im Bereich der Dresdner Straße ihren Standort haben, als „Tor zum Viertel Nordwestbahnhof“ begonnen werden. „Auch da gibt es keinerlei Aktivitäten“, berichtet Haslinger.
All die Jubelmeldungen über neuen Wohn- und Grünraum wiederholen sich stets kurz vor Wienwahlen, wie auch diesmal. Rot und Grün stellen ungeniert ein altes und bekanntes Projekt als neue Errungenschaft vor und jubeln `jetzt aber wirklich´. Was sich tatsächlich jedes Mal ändert, sind die Jahreszahlen von Baubeginn und Fertigstellung. „Ein trauriger Beweis dafür, dass die rot-grüne Stadtregierung maximal Übergangslösungen zustande bringt, aber bei anspruchsvollen Wohnprojekten kläglich scheitert, wie der konkrete Fall belegbar zeigt“, resümiert Haslinger abschließend.